- Kapitel XLI -
Als ich nach Hause komme ist niemand da, auch
praktisch, alle Zimmer sind leer. „Wo sind die nur alle?“ Auch auf der Terrasse
ist niemand, ich gehe wieder ins Wohnzimmer und lege mich auf die Couch. Ich
weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal ganz alleine in dieser Wohnung war. Doch
die Ruhe ist nur von kurzer Dauer, die Eingangstür wird aufgeschlossen, es sind
Draguna und Lysander. „Na komm schon Lys sie wird sich schon was bei gedacht
haben.“ „Das war pure Rache mehr nicht.“ Ich werde immer kleiner auf der Couch
und hoffe, dass sie mich nicht bemerken. Auf einmal steht Lysander über mir und
blickt auf mich hinunter, er grinst. „Wenn du dich verstecken willst, solltest
du auch den Fernseher ausmachen.“ „Verdammt.“ „Warum hast du das gemacht?“ „Ich
dachte, dass es ganz witzig wird?“ „Verdammt, wir haben derzeit andere Probleme
Sasa.“ „Aber…als ich uns angemeldet habe, hatten wir diese Probleme noch nicht,
also so in dem Ausmaß noch nicht.“ „Trotzdem, wie sollen wir das denn alles
hinbekommen?“ „Ist doch einfach, der Wettbewerb ist direkt nach den Ferien und
die Veranstaltung ja erst in zwei Monaten.“ „Du stellst dir das alles ganz
einfach vor oder? Wir müssen auch proben und Texte auswendig lernen und Schule
ist ja auch noch.“ „Ach Lys, du bist der Letzte, der das nicht hinbekommt.“
„Ich rede ja auch von anderen Leuten, wie Castiel.“ „Der kann das auch! Üben
muss er ja sowieso nicht viel er ist ein Naturtalent.“ „Schön, dass du dennoch
so viel von ihm hältst.“ „Natürlich, ich liebe ihn immerhin, nur ist es
schwer.“ „Klar, aber es zeigt, dass doch noch Hoffnung besteht.“ „Bist du mir
nicht böse Lys? „Nein, ich sehe es als Racheakt und dementsprechend sind wir ja
nun quitt.“ „Genau.“ Ich lächle ihn an, er grinst und streicht mir über den
Kopf, Draguna sieht mich nun fragend an. „Wie war es denn mit Amber?“ „Ganz gut
wieso?“ „Du verheimlichst mal wieder was.“ „Ähm nö.“ „Also doch, erfahren wir
es noch?“ „Jap.“ „Bald?“ „Irgendwie schon ja.“ Auf einmal klingelt mein Handy,
es ist Nate, ich seufze und verschwinde gestikulierend in mein Zimmer. „Ja?“
„Wieso hast du es mir nicht erzählt?“ „Was?“ Verwirrt sehe ich das Telefon an,
meint er etwa nicht die Schwangerschaft? „Warum hast du mir nichts von Ambers
Verdacht erzählt?“ „Weil ich es selbst erst seit drei Tagen weiß?“ „Dennoch
hättest du mich anrufen müssen.“ „Was hätte dir das denn gebracht Nate mhm?
Ändern kann man da sowieso nichts dran.“ „Ich hätte mir aber eine Palette an
Antworten und Hilfestellungen für sie gegenüber meiner Eltern parat legen
können.“ Es klingt sehr einleuchtend, was er da erzählt, aber dennoch verstehe
ich ja auch Amber. „Sie wollte sich halt erst sicher sein und hat es auch nur
zwei Personen erzählt.“ „Aber warum gerade dir? Ihr seid jetzt wirklich nicht
die besten Freundinnen oder?“ „Keine Ahnung, aber sie scheint mir halt zu
vertrauen. Sei doch froh darum, ich bin da auch wirklich ruhig.“ „Ja, naja,
danke, dass du da heute mit ihr hingegangen bist.“ „Kein Problem, wie haben
deine Eltern denn reagiert?“ „Naja, Amber hat entschieden auszuziehen und bei
Rafael zu wohnen.“ „Oh, gar nicht gut.“ „Nein, ich weiß auch nicht, was meine
Eltern nun machen werden.“ „Sie werden sie ja kaum zur Abtreibung zwingen
können, immerhin ist sie alt und reif genug.“ „Stimmt, das könnte jeder Arzt
und auch Gutachter bestätigen.“ „Da bin ich mal gespannt, wie es weitergeht.“
Wir legen dann auf und ich sitze erst Mal still alleine da. Dann gehe ich
wieder raus, Draguna und Lys sitzen auf der Couch und unterhalten sich. „Wo ist
eigentlich Misha?“ „Die ist mit Armin in der Stadt nach neuen Spielen schauen.“
„Ah, und Mario?“ „Bei Leigh.“ „Wo denn sonst?“ „Stimmt auch wieder.“ „Willst du
heute noch was machen oder lieber daheim sein oder alleine oder sonst was?“
„Ich weiß es nicht wirklich, Amber wollte sich noch melden, aber ich denke kaum,
dass sie das heute machen möchte.“ „Mhm, willst du trainieren gehen?“ „Ich
glaube ja, das ist vielleicht das Beste.“ Ich laufe in mein Zimmer und fange an
die Sporttasche zu packen, danach gehe ich wieder raus. Winkend verabschiede
ich mich und sprinte die Treppen hinunter bis in den Keller. Dort hole ich das
Rad und trage es hinauf, dann schwinge ich mich in den Sattel und fahre los.
Keine zehn Minuten später stehe ich vor Michelle am Check-In. „Hey da bist du
ja endlich mal wieder.“ „Hast du mich etwa vermisst?“ „Natürlich, ich habe mir
auch Sorgen gemacht.“ „Mhm?“ „Na wegen dem was so in den Zeitschriften über
dich, Debrah und Castiel steht.“ „Oh, das konnte man da lesen?“ „Natürlich, ihr
seid berühmt, da wird überall über sowas geschrieben.“ „Na ganz toll.“ „Aber
jetzt trainier mal in Ruhe.“ „Danke.“ Schnell ziehe ich mich um und fange mit
dem Training an, es ist sehr ruhig heute. Immerhin sind Ferien, die meisten,
die hier dann trainieren sind irgendwo in Urlaub. Dennoch vernehme ich
Trainingsgeräusche aus der Halle, wo die Utensilien für das Boxen stehen. Vorsichtig
und leise öffne ich die Tür und linse hinein, es ist Castiel der den armen Box
Sack ganz schön in die Mangel nimmt. Sein Gesicht sieht schmerzverzehrt aus,
wie lange er wohl schon trainiert? Ich schließe wieder die Tür und widme mich
meinem Training, viel Krafttraining und viel Ausdauer. Meine komplette Wut
trainiere ich ab, aber leider hilft das ja nicht gegen das eigentliche Problem.
Seufzend trinke ich einen großen Schluck und checke mich mit dem Schlüssel aus.
Dann schaue ich wieder zur Tür, noch immer hört man die Geräusche, noch einmal
gehe ich hin. Der Kerl trainiert schon seit über drei Stunden und wer weiß wie
lange er wirklich schon da ist. Als ich die Tür öffne, sehe ich einen
dehydrierten Castiel, der jeden Moment droht umzukippen. „Cas! Verdammt! Hör
auf.“ Schnell gehe ich zu ihm hin und ziehe an seinem Arm. Er scheint mich nur
noch durch einen Tunnel wahrzunehmen, sein Blick ist leer. „Cas? Kannst du mich
hören? Setz dich hin, ja da auf die Matte.“ Ich ziehe ihn auf die große Matte
und drücke ihm mein Wasser in die Hand, er trinkt es gierig. „Du bist ein
Idiot.“ „Wieso?“ „Weil du dich hier kaputt machst verdammt und wieso?“ „Ich
musste meinen Kopf frei bekommen.“ „Frei? Du siehst eher tot aus verdammt.“
„Machst du dir etwa sorgen um mich?“ „Natürlich mache ich mir sorgen um dich,
wieso sollte ich nicht?“ „Weil wir nicht zusammen sind?“ „Ja und? Trotzdem bist
du mir wichtig und…“ „Und was?“ „Und ich liebe dich Castiel. Also werde ich mir
auch immer sorgen um dich machen.“ „Sasa, wenn du mich liebst, warum sind wir
nicht zusammen?“ „Weil ich Zeit brauche.“ Er schaut mich an, dann beugt er sich
zu mir rüber und küsst mich. Erstaunt reise ich die Augen auf. Doch ich lasse
es geschehen, vorsichtig lege ich meine Arme um ihn und ziehe ihn näher an
mich. Lange sitzen wir so da und küssen uns, zaghaft streicht er mir eine
Strähne hinters Ohr. „Können wir den Scheiß nicht einfach vergessen?“ „Ich
versuche es Cas, aber es wird einfach noch dauern. Für mich ist das wie
betrogen werden, es nagt an mir, bitte gib mir die Zeit.“ „Ok, solang ich weiß,
dass du mich liebst ist das ok.“ „Castiel ich liebe dich und werde dich auch
immer lieben, bis es mich wohl umbringen wird.“ „Ich hoffe, du weißt, dass es
bei mir genauso ist.“ Er gibt mir einen Kuss und steht auf, seine Beine wackeln
beängstigend. „Ich gehe mit dir an die Umkleide.“ „Danke.“ Bis ich aus der
Dusche komme ist Castiel schon weg, nachdenklich fahre ich nach Hause und werfe
mich sofort in mein Bett.
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