Heute ist endlich Freitag, das Wochenende naht. Aber ich
habe immer noch Castiels Entschuldigung. Obwohl Nate und ich in einer Klasse
sind, hatte ich noch keine Gelegenheit sie ihm zu geben. In der Schule
angekommen, suche ich sofort nach ihm. Nach einigem Rumgefrage, stehe ich vor dem
Zimmer der Schülervertretung. Durch die Tür höre ich Stimmen. Ich presse mein
Ohr an die Tür und versuche etwas zu verstehen. ,, Bitte benehm dich endlich
etwas, ich habe keine Lust immer alle deine Probleme auszubaden die du
anstellst, Castiel.“ ,, Weist du was mir das ist? Dann schmeiß mich doch von
der Schule, aber ich hab dich in der Hand, dass müsstest du wissen. Oder soll
ich dir nochmal eine Abreibung verpassen?“
Auf einmal geht die
Tür auf, ich verstecke mich hinter ihr, zum Glück bin ich dünn, sonst wär ich jetzt
eingequetscht. Die Tür knallt zu und ich sehe nur, wie Castiel davonläuft.
Ich öffne die Tür und schaue hinein. .. ,,Nate?“ Er sitzt an
einem der vielen Tische im Raum und hat sein Gesicht in den Händen vergraben.
Langsam und geräuschlos schließe ich die Tür. Er schüttelt den Kopf und seufzt
vor sich hin. ,, Nate? Ist alles in Ordnung?“ Er schreckt hoch, schaut mich
total verwirrt an und senkt den Kopf wieder. ,, Du bist es nur. Komm setz
dich.“ Ich setze mich neben ihn und schaue ihn an. Er sieht so zerbrechlich
aus, wie Ken. ,, Was ist denn los?“ ,, Ich hatte eine Auseinandersetzung mit
Castiel, du hast es bestimmt von draußen gehört oder?“ ,, Nein nicht wirklich,
ich habe nur Stimmen gehört.“ Es kommt vielleicht nicht so gut, dass ich ihm
sage, dass ich alles gehört habe. ,, Es ist immer das Gleiche mit ihm, für das
was er schon angestellt hat, könnte Madame Dupont ihn schon längst der Schule
verweisen. Aber ich decke ihn immer wieder, alles wegen Amber.“ Ich lege meine
Hand auf seine Schulter. ,, Das wird schon Nate. Aber was hat deine Schwester
damit den zu tun?“ Plötzlich sieht er mich an und merkt wohl, dass er zu viel gesagt
hat. ,, Ich kann mit dir darüber nicht reden Sasa, ich möchte nicht,dass du in
Schwierigkeiten kommst.“
,, Das verstehe ich Nate, aber wenn du mal reden möchtest,
ich kann sehr gut zuhören ja? Übrigens, hier ist Castiels Entschuldigung, ich
hab total vergessen sie dir zu geben. Tut mir leid.“ ,, Danke, immerhin eine,
die meinen Job richtig machen kann. Willst du nicht lieber Schülersprecherin
werden?“ Er ist ja total deprimiert, ich muss ihn irgendwie wieder aufheitern.
,, Nate, du machst deinen Job super. Ich kenne mich dank dir schon total gut
hier aus. Du wirst deinen Job nicht an den Nagel hängen. Du hast nur gerade ein
kleines Tief.“ Er lächelt mich an, öffnet den Mund und schließt ihn wieder, er
wird leicht rot. ,, Sag mal Sasa… hättest du Lust nach der Schule mit mir einen
Kaffee trinken zu gehen?“ ,, Klar, können wir machen, um die Ecke ist ein
tolles Cafe. Treffen wir uns dann um 15 Uhr am Schultor?“ Auf dem Gang ist ein
lauter Tumult zu hören. Ken steht von drei Mädchen umringt an der Wand. ,, He,
was wollt ihr von Ken? Lasst ihn in Ruhe.“ Amber und ihr Anhang drehen sich zu
mir um. ,, Was willst du, du blöde Kuh? Wir reden doch nur mit ihm.“ Ken sinkt
in sich zusammen, gleich heult er los. ,, Wir haben eh was wir von ihm
wollen.Wir gehen.“ Da rauschen sie auch schon ab. ,, Kentin, ist alles in
Ordnung?“ Nate steht neben ihm und hilft ihm auf. ,, J-j-ja, sie haben mir nur
mein Essensgeld genommen.“ ,, Und damit wohl deine Ehre als Mann.“ Klar, dass
das von Castiel kommen musste. ,, Mensch, lass ihn doch in Ruhe, nicht jeder
ist so ein Grobian wie du.“ Jetzt schaut er mich schon wieder so böse an. ,,
Ken ist halt ein lieber Kerl, was nicht immer gut ist wie man sieht.“ ,,Sasa,
du musst erstmal lernen, wie es hier zugeht klar? Und nenn mich nicht Grobian,
so schlimm bin ich auch wieder nicht.“ Ich denke, an die Szene im
Schülervertretungszimmer, aber sie sollen ja nicht wissen, dass ich das weis.
,, Klar, du bist bestimmt ein ganz Lieber richtig?“ Jetzt beachtet er mich
nicht mehr. ,, Nate, da siehst du, was es dir bringt, deine Schwester immer in
Schutz zu nehmen.“ Kaum hat Castial diesen Satz gesagt, springt Nate auf, Ken
fällt dabei beinah um. Nate steht jetzt ganz nah vor Castiel und faucht ihn an.
,, Lass meine Schwester endlich in Frieden klar? Ich regle das auf meine Weise
mit ihr.“ ,, Ja, Nate, dass sehe ich, wie du das regelst.“ Castiel läuft den Gang
runter und verschwindet im Chemiesaal. Die beiden werden immer komischer. ,,
He, Kenilein, komm ich helf dir hoch.“ ,, Danke Sasa. Es tut mir so leid, ich
bin so schwach.“ Er schmeißt sich mir in die Arme und hört gar nicht mehr auf
zu weinen. ,, He Ken, ist doch alles gut. Magst du nen Keks?“ Er lächelt leicht
und nimmt einen meiner Kekse. ,, Ok ,Sasa, ich werde mit Amber reden. Kümmerst
du dich um Ken?“
Ken und ich sitzen in der Mittagspause mit Iris, Peggy,
Carla und Kim an einem Tisch. Sie putzen den armen Ken ganz schön runter. Er
solle sich endlich mal wehren und alles drum und dran.
,, Du brauchst dich nicht zu wundern, dass dein Vater dir immer
mit der Militärschule droht.“ Jetzt horche ich auf. ,, Wie Militärschule?“ Ken
schaut mich leicht panisch an. Kim erklärt mir die Situation. ,, Also, Kens
Papa ist so ein hoher Typ beim Militär und ihm passt es nicht, dass sein Sohn
so verweichlicht ist und sich von Mädchen erpressen lässt. Schau nicht so Sasa,
das heute war ja nicht das erste Mal.“ ,, Aber was bringt es unseren armen Ken
dahin zu schicken? Davon wird er doch jetzt auch nicht super stark.“ ,, Mein
Vater meint, dass das Training aus mir einen richtigen Mann machen würde.“
Carla lacht. ,, Ken, dafür müsstest du erstmal 40 cm wachsen.“ Sie kommt aus
dem Lachen nicht mehr raus.
Nach der Schule warte ich am Tor auf Nate. Plötzlich steht
Castiel vor mir. ,, Was machst du den noch hier?“ ,, Ich warte auf jemanden.“
,, Aha willst du mich wieder nerven?“ ,, Wieso sollte ich auf dich warten? Du
redest ja eh nicht richtig mit mir oder?“ Er schaut weg, schaut mich wieder an,
doch bevor er was sagen kann, kommt Nate aus dem Schulgebäude. ,, Sasa, du bist
ja noch da. Es tut mir leid, Madame Dupont wollte noch mit mir sprechen.“ ,,
Kein Problem Nate, ich renn schon nicht weg.“ Castiel schaut mich leicht
irritiert an. ,, Auf das Weichei wartest du? Was machst du bitte mit so einem?“
,, Ich gehe mit ihm Kaffee trinken, falls du es erlaubst.“ ,, Castiel, lass
Sasa doch selbst entscheiden, mit wem sie was unternimmt. Du scherst dich doch
sonst auch um niemanden.“ Wo kommt dieses Interesse von Castiel auf einmal her?
Liegt es daran, dass ich mit seinem „Erzfeind“ was unternehme? Kann ich mir
kaum vorstellen, sonst ist er ja auch nicht gerade lieb zu mir. Castiel
schüttelt den Kopf und geht. Ich schaue ihm hinterher, an der Ecke dreht er
sich nochmal um und schaut mich deprimiert an, dann ist er weg. Was war das den
bitte?
Nate und ich sitzen stundenlang im Cafe und reden,
mittlerweile kennt er meine halbe Lebensgeschichte. ,, Weist du, Amber ist
nicht immer so schlimm.Sie hat einfach nur Angst, unwichtig zu sein. Aber das
sie so etwas mit Kentin abzieht ist nicht zu rechtfertigen. Ich werde heute
Abend auch nochmal mit ihr reden.“ ,, Ja, dass wäre sehr nett, weil Ken’s Papa
will ihn, wenn er weiterhin sich nicht wehrt, ihn auf die Militärschule
schicken.“ Nate’s Handy klingelt, er seufzt. ,, Was gibt’s Amber?Mhm, ja. Was
ich mache? Ich bin mit Sasa im Cafe. Was sagst du da? Wir reden nachher
verstanden?“ Er legt auf und schaut mich niedergeschlagen an. ,, Du ich muss zu
Amber. Irgendeine Krise oder so. Wir sehen uns dann morgen.“ Vor dem Cafe nimmt
er mich in den Arm und küsst mich auf die Stirn. ,, Danke fürs zuhören.“ Ich
werde verdammt rot, wieso hat er das jetzt gemacht? Auf einmal fällt mir auf,
dass meine Tasche so leicht ist. Verdammt, ich habe meine Bücher im Spind
vergessen, hoffentlich ist die Schule noch offen.
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