Die letzten Tage war ich nach der Schule immer im Laden.
Mittlerweile wird dies hier mein zweites Zuhause. Ich fühle mich sehr wohl
zwischen den ganzen CD´s und Schallplatten, aber auch die Instrumente reizen
mich. Es ist wie meine eigene geschaffene Hölle. Dabei wollte ich doch mit der
Musik aufhören und wo arbeite ich jetzt? In einem Musikladen. Ob ich wohl doch
eine sadistische Ader habe? ,, Sasa?“ ,, Ja, Roland?“ Mittlerweile darf ich
meinen Chef sogar duzen, er findet so die Arbeit leichter, als wenn ich ihn
immer siezen muss. ,, Ich habe eine kleine Bitte an dich. Ich weis, du hast
schon so viel für mich getan, bessergesagt für den Laden. Aber du weist ja,
dass ich es nicht so mit der Jugend habe. Deswegen brauche ich deine Hilfe.“ ,,
Um was genau geht es denn? Irgendetwas mit dem Laden?“ ,, Nein. Es geht um meine
Nichte. Mein Bruder wohnt in Le Havre mit seiner Tochter, aber er wird nun
versetzt und hat mich darum gebeten, sie aufzunehmen.“ Irgendwie kommt mir das
doch sehr nach meiner Geschichte bekannt vor. Ob sie sich auch so abgeschoben
vorkommt? ,, Und was habe ich nun damit zu tun?“ ,, Naja, könntest du sie nicht
unter deine Fittiche nehmen? Es ist doch einfacher, wenn man gleich Anschluss
hat. Ihr seit im gleichen Alter und habt anscheinend auch gleiche Interessen,
vielleicht versteht ihr euch ja ganz gut.“ Ich muss lächeln, dass ist ja fast
wie ein Verkupplungsversuch. ,, Kann ich gerne machen,wann kommt sie denn?“ ,,
Jetzt am Wochenende.“ Das ist schon in zwei Tagen. Die Ladenklingel geht los.
Ich gehe nach vorne um zu schauen, wer unser Kunde ist. ,, Guten Tag, was kann
ich für sie tun?“ Ich schaue in Lysanders lächelndes Gesicht.
,, Du arbeitest
hier?“ ,, Du kaufst hier ein?“ Wir müssen beide lachen. ,, Ja, wir holen hier
immer unseren Bedarf für die Band, wir haben uns schon gewundert, dass es hier
auf einmal so anders ist. Durftest du etwas kreativ sein?“ ,, Ja das durfte ich
und Roland ist richtig happy, weil wir so viel Kundschaft haben.“ Der Laden hat
sich wirklich zum Positiven verändert. Viel heller und freundlicher ist die
Atmoshpäre jetzt. Das Schaufenster enthält immer die aktuellen CD´s, so wird die Jugend angespornt mal reinzuschauen.
,, Sogar das Sortiment für Bandbedarf
habt ihr erweitert. Das ist ja super.“
,, Was brauchst du denn Lys?“ ,, Naja bei den letzten Proben
habe ich gemerkt, dass das Mikrofon nicht mehr so wirklich will. Also bräuchte
ich ein Neues.“ ,, Ich schau mal, was wir noch so da haben. Schau dich doch so
lange bei den CD´s um.“ Ich suche eine gefühle Ewigkeit nach dem tollen
Mikrofon, das ich deletzt bei der neuen Ware gesehen habe. Immerhin soll Lys
nur die beste Ware bekommen. Als ich wieder in den Verkaufsraum komme, steht
Roland bei ihm, sie unterhalten sich über den Wettbewerb. ,, Wir könnten bei
uns ja ein Werbeplakat für aufhängen.“ ,, Sag mal Sasa, du willst immer noch
nicht teilnehmen oder? Genug Zeit zum Üben wäre ja noch. Immerhin ist der
Wettbewerb erst in drei Monaten.“ Ich schaue Lys vernichtend an. ,, Du machst Musik
Sasa?“ ,, Ich habe Musik gemacht.“ Zu meinem Glück geht Roland nicht
genauer darauf ein, da ich das Mikrofon in der Hand habe. ,, Das ist die
perfekte Ware für dich Lys. Das hast du gut rausgesucht Sasa. Den Rest
übernehme ich.“ Beide gehen zur Kasse und ich kümmere mich um eine kleine Bande
Jungendlicher, die wie wild die CD´s durchsuchen. Immerhin haben sie endlich
was gefunden und ich kann die CD´s wieder ordentlich in ihre Fächer setzen. Ich
bin so vertieft in meine Arbeit, dass ich gar nicht merke wie Lysander von
hinten an mich herantritt und mir seine Hand auf die Schulter legt. Ich drehe
mich erschrocken um. ,, Erschreck doch nicht gleich. Ich wollte mich nur für das
gute Mikrofon bedanken.“ ,, Ach ist doch kein Problem. Ihr sollt doch die besten
Vorraussetzungen haben um zu gewinnen.“
Endlich ist Freitag, Roland und ich stehen am Flughafen und
warten auf seine Nichte. Ich bin richtig neugierig, so viel hat er mir von ihr
erzählt. ,, Onkel Roland?“ Vor uns steht ein sehr auffallendes Mädchen. Sie ist
etwas größer als ich, hat lange blaue Haare und eine kleine Narbe unter dem
linken Auge. Aber das faszinierenste ist ihre Augenfarbe. Das Rechte ist grün
und das Linke Blau. Wie der Wald und das Meer.
Ihr Kleidungsstil ist sehr
rockig, so wie meiner. Ich starre sie unverblümt an, was ihr aber nichts
auszumachen scheint. ,, Hi, du musst Sasa sein richtig? Ich bin Draguna.“ ,,
Oh, ja, hallo. Ein wunderschöner Name.“
Wir verstehen uns sofort gut, nachdem
das anfängliche Eis gebrochen ist. Das scheint der Beginn einer wunderbaren
Freundschaft zu werden.
Hier ein kleines Bild von Sasa und Draguna:
Gemalt von der lieben Draguna <3 Danke =)
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