Mittags laufe ich allein durch die Stadt und suche nach
neuen Modeanregungen. Tantchen hat mich rausgeworfen, weil sie es nicht mehr
mit ansehen kann, wie ich alleine in meinem Zimmer sitze. Da aber niemand Zeit
hat, laufe ich nun hier alleine umher. Unbewusst zieht es mich zu einem
Musikladen, der sogar Instrumente verkauft. Ich schaue mir erst ein paar
Minuten das Schaufenster an, es regt leider nicht stark zum Kaufen an. Man
müsste mehr Sachen ausstellen, dass würde Kunden mehr anregen. Mein Blick
schweift weiter zur anderen Seite des Schaufensters, dort hängt ein Schild.
AUSHILFE GESUCHT.
Ich überlege nicht lange und gehe in den Laden hinein.
Tantchen hat ja gesagt, ich solle mir einen kleinen Job suchen und so kann ich
bei meiner geliebten Musik sein. Beim Eintreten erklingt eine kleine Glocke,
die sofort verrät, dass jemand in den Laden kommt. Aber ich sehe weit und breit
niemanden. ,, Hallo?“ Hinten im Laden höre ich es scheppern, meine Neugier
zieht mich sofort dorthin. Ein CD-Karton ist umgefallen und zwischen dem
Dilemma steht ein Mann mittleren Alters. ,, Oh, hallo, ich habe gar nicht
mitbekommen, dass jemand hier ist. Kann ich dir helfen?“ ,, Ja, doch. Ich habe
draußen ein Schild gesehen, dass sie eine Aushilfe suchen.“ Er mustert mich von
oben bis unten. ,, Kennst du dich denn mit Musik aus?“ Er sieht mich sehr
skeptisch an, weil ich für ihn wohl nicht wie ein Musik-Junkie aussehe. ,, Ja,
sehr sogar. Ich liebe Musik und kenne sehr viele Bands. Viele auch hier
Unbekannte.“ ,, Traut man dir gar nicht so zu, wenn man dich anschaut Mädchen.
Aber ok, du hast den Job-vorerst.“
,, Danke.Kann ich gleich ein bisschen helfen?“ ,, Ja, du
könntest mir mit den runtergefallenen CD´s helfen.“ In diesem Moment ertönt
wieder die Ladenklingel, mein Chef verschwindet nach vorne. Nach einer Weile
kommt er wieder zu mir nach hinten und schüttelt den Kopf.
,, Dieser Kerl, immer macht er seine Saiten kaputt. Naja,
immerhin verdien ich so noch ein bisschen was. Das ist auch das Problem, ich
habe seit Wochen fast keine Kunden mehr und weis nicht woran es liegt.“
,,
Vielleicht sollten sie das Schaufenster etwas auffälliger gestalten.“ ,, Wie
bitte?“ ,, Naja, es ist nicht sehr ansprechend, leider. Gerade für Leute, die
nicht so viel mit Musik zu tun haben. Man sollte vielleicht anders dekorieren
oder so.“
,, Mhm. Eigentlich gebe ich nicht viel auf die Meinung von
jungen Leuten, aber deswegen hab ich wohl nicht mehr so viele Einnahmen. Was
schlägst du vor?“ ,, Warten sie, ich arbeite noch keine Stunde hier und sie
wollen wirklich einen Vorschlag von mir annehmen?“ ,, Du scheinst mir ein
vernünftiges Mädchen zu sein. Leb dich aus.“ ,, Ok, aber erstmal räume ich hier
weiter die Kartons um ja?“ ,, Natürlich.Könntest du morgen Mittag einfach
wieder kommen? Dann können wir ja darüber reden und Ideen suchen.“ So räume ich
noch bis Abends an den Kisten rum und sortiere die einzelnen CD´s. Total
erschöpft stehe ich an der Haltestelle und warte mal wieder auf meine Bahn. Ich
bin total in meine Ideen für den Laden versunken und merke nicht, wie sich
jemand von hinten an mich heranschleicht. ,, Buh.“
Ich schreie wie am Spieß und drehe mich ruckartig um, um zu
sehen, wer so blöd ist mich zu erschrecken. Ich hole schon mit der Hand aus um
der Person eine zu kleben, als sie festgehalten wird. ,, Mensch Cas, spinnst du
eigentlich? Irgendwann sterbe ich noch.“ ,, Ich kann doch nichts dazu, wenn du
so schreckhaft bist, verdammt.“ ,, Was willst du denn?“ ,, Lys hat mir erzählt,
was du heute mit Mr. Weichei geredet hast.“
,, Hör doch auf ihn so zu nennen.
Und was interessiert es dich bitte, was ich mit ihm rede? Könntest du bitte
meine Hand loslassen.“ Er wird rot und lässt meine Hand sofort fallen. ,, Naja
scheint so, als wäre dein Leben wohl nicht langweilig gewesen in Berlin.“ ,,
Nein nicht wirklich. Ich war so gut wie jede Nacht unterwegs.“ ,, Mach doch
wieder Musik. Man merkt, dass du sie liebst.“
,, Cas…wie ich schon zu Nate gesagt habe. Es ist meine
Vergangenheit und ich kann damit machen was ich will ok?“ ,, Is ja ok du Zicke.
Fahr mich doch nicht gleich so an.“ Wir stehen nun beide etwas beleidigt an der
Bahn und warten. Er wippt etwas nervös hin und her, dabei fallen ihn seine roten
Haare ins Gesicht. ,, Sag mal, wir werden bei dem Wettbewerb teilnehmen.
Würdest du auch kommen und uns unterstützen?“ Ich schaue ihn verwirrt an,
immerhin war es eine Bitte von Mr. Krummel, was doch sehr selten ist. ,, Ähm,
wenn ihr das möchtet, komme ich gerne.“ Er schaut leicht zur Seite und lächelt
mich an. ,, Das freut mich. Ich hoffe du votest dann auch für uns.“ Dieses
Lächeln haut mich sowas von um, dass ich ihm gar nicht antworten kann und nur
mit offenem Mund da stehe. ,, Willst du nicht in die Bahn einsteigen?“ ,,
D-d-doch.“ Ich sprinte schnell noch rein, typisch ich, rutsche natürlich aus
und brettere voll in ihn hinein. So liege ich in seinen Armen und schaue leicht
schuldbewusst zu ihm hoch. Wir müssen ein faszinierender Anblick sein, so wie
ich an ihm klebe. Unsere Blicke treffen sich und wir lächeln, mir wird ganz
schwindlig. ,, Es tut mir leid. Ich bin halt ein Schussel.“ ,, Schon ok, solang
du mich nicht irgendwann umschmeißt.“ Seine eine Hand liegt an meiner Hüfte und
die andere hält meine Hand fest. Am liebsten würde ich für immer in seinen
Armen bleiben. Entwickele ich etwa Gefühle für den Rotschopf? Ich darf es nicht
zulassen. Ruckartig reiße ich mich von ihm los, er scheint enttäuscht zu sein.
,, Danke fürs auffangen.“ Wir sitzen erstmal schweigend nebeneinander. ,, Sag
mal, was wollt ihr denn so spielen beim Wettbewerb?“ ,, Wir werden wohl
hauptsächlich covern.“ ,, Na da bin ich ja mal gespannt.“ Wir steigen beide aus
der Bahn und verabschieden uns. ,, Ja ich bin mal gespannt, was du dazu sagen
wirst.“ Er verschwindet mit einem mysteriösen Lächeln. Was hat das nur zu
bedeuten?
Kommentar veröffentlichen