Den ganzen Sonntag verbringen wir im Wohnzimmer und
überlegen welcher der drei Jungs so viel über mich rausgefunden hat. „Ich habe
keine Lust mehr darüber nachzudenken, irgendwann finden wir das schon noch raus
Sasa. Aber lass uns doch einfach noch den freien Tag genießen.“ Unter genießen
versteht Mario einfach nur faul auf der Couch rumliegen und den größten Schrott
im Fernseh zu schauen. „Darauf habe ich aber keine Lust, ich geh eine Runde
Joggen. Willst du mit?“ „Danke lass mal, ich mach Powercouching.“ Kopfschüttelnd laufe ich in mein Zimmer und
ziehe mich um und laufe dann runter. Ich ziehe die Kopfhörer auf und ziehe die
Tür hinter mir zu. Es ist kalt draußen, immerhin ist es schon Mitte Dezember.
Aber heute fällt kein Schnee, immerhin hat es die letzten zwei Tage genug
geschneit, so viel,dass ich sogar einsinke. Wieder laufe ich in den Park, mit meinen Gedanken
bin ich ganz bei meinem Stalker, natürlich weiß ich nicht, ob es einer ist aber
es fühlt sich so an. Ich höre eines meiner Lieblingslieder und Summe mit, ich
fange an zu sprinten, die ganzen Treppen hoch, die den Park teilen. Bis ganz
oben sind es 150 Stufen, mittlerweile schaffe ich sie immer schneller. Oben
angekommen gehe ich in die Hocke und verschnaufe etwas, ich schaue mich um und
sehe noch jemanden die Treppe hochlaufen. Es ist ein Mädchen in meinem Alter
mit langen schwarzen Haaren. Auch sie ist mittlerweile oben angekommen und
lächelt mich an, sie nimmt ihre Kopfhörer ab und sagt etwas. Ich schaue sie
neugierig an, bis ich merke, dass ich noch meine Kopfhörer aufhabe und sie
dadurch nicht verstehe. „Hey, sorry die hatte ich total vergessen. Was hattest
du gesagt?“ „ Schon gut, ich vergesse das als auch. Ich habe dich auch schon
gestern hier gesehen. Du gehst auch gerne laufen was?“ „Ja, das lenkt gut ab.“
„Verstehe ich.“ „Ich habe dich gestern gar nicht gesehen. Läufst du hier oft?“
„Ja eigentlich jeden Tag. Ich wohne gerade um die Ecke und du?“ „Ich wohne doch
etwas entfernt vom Park, aber das ist ganz gut zum Einlaufen.“ „Wie heißt du
eigentlich oder soll ich dich rote Läuferin nennen?“ Wir sehen uns lachend an
und dehnen uns. „Ich bin Sasa und du?“ „Ich bin Mischa. Aber ich muss jetzt
wieder weiter, sehen wir uns morgen? Wir könnten zusammen laufen, so um fünf?“
„Gerne, dann um fünf unten an der Treppe.“
Sie verabschiedet sich mit einem
Winken in die andere Richtung. Ich laufe weiter und komme nach ein paar Minuten
zu der Bank an der schon so viel passiert ist. Auf der Bank sitzt Nate und hat
den Kopf in die Hände gelegt. Was ist eigentlich mit dieser Bank los, das jeder
den ich mag dort sitzt? Ich nehme die Kopfhörer ab und stehe direkt vor Nate.
„Hey Nate, ist alles ok?“ Er schaut zu mir hoch und ich erschrecke, er hat ganz
tiefe Augenringe. Er schüttelt den Kopf und schaut wieder auf den Boden. Ich
setze mich neben ihn und weiß nicht, was ich machen soll, ich streiche ihm über
den Arm. „Was ist denn passiert? Rede doch mit mir Nate.“ Wieder sieht er mich
mit diesen leeren kalten traurigen Augen an. „Ich habe auf das alles keine Lust
mehr. Jeden Tag versuche ich perfekt zu sein, alles gut zu machen und was
bringt es? Gar nichts.“
„Was meinst du damit Nate?“ „Mein Vater kann nie stolz
auf mich sein, immer zählt nur Amber. Langsam macht das keinen Spaß mehr, ich
will doch auch nur einmal gelobt werden. Sie macht nur Unsinn, bringt nur
schlechte Noten und trotzdem ist sie der Liebling.“ „ Das tut mir leid Nate.
Aber du machst das alles echt toll, ich bewundere dich dafür, dass du das alles
mit der Schule so hinbekommst und noch so viel planst. Ich könnte das gar
nicht, aber mach das doch für dich und nicht für deinen Vater.“ „Aber ich
möchte, dass er mich endlich akzeptiert. Kannst du das nicht nachvollziehen?
Das man will, dass jemand stolz auf das ist, was du machst?“ „Ob du es glaubst
oder nicht, ich kann das sehr gut nachvollziehen. Weißt du, meine Eltern waren
immer dagegen, dass ich Musik mache und in den Clubs auftrete. Das wäre kein
Leben haben sie gesagt, ich könnte davon nicht leben. Aber ich habe es doch aus
Spaß gemacht und nicht, weil ich berühmt werden wollte, das haben sie nie
verstanden. Mach einfach etwas für dich Nate und nicht, weil du denkst, dass es
deinem Vater gefallen könnte. Du bist ein toller Kerl, versteck dich nicht
hinter irgendetwas.“
Seine Augen fangen an zu strahlen und er nimmt meine Hand.
„Du bist eine gute Freundin. Vielleicht hast du Recht, mir macht die Arbeit in
der Schule Spaß, wenn ich es für mich mache, wird es wohl noch mehr Spaß
machen. Es tut mir leid, dass ich damals so blöd war da in der Bar. Du musst
das alles selbst entscheiden, aber glaub mir, ich mag dich wirklich sehr. Aber
ich werde jede deiner Entscheidungen akzeptieren.
Soll ich dich noch nach Hause
bringen?“ „Nein danke Nate, ich werde noch etwas laufen. Wir sehen uns dann
morgen.“ Ich stehe auf und auch Nate erhebt sich von der Bank. „Danke fürs
Zuhören.“
Er nimmt mich in den Arm und ich bin erst etwas verwundert, aber dann
lege ich auch ich meine Arme um ihn. „Kein Problem. Freunde machen so etwas
füreinander.“ Ich jogge davon und frage mich, wie es wohl sein muss mit Amber
verwandt zu sein. Daheim angekommen sehe
ich Mario schlafend auf der Couch liegen, so gehe ich erst einmal duschen. Doch
er schläft immer noch, also mache ich den Fernseher aus decke ihn zu und gehe
in mein Zimmer. Den Rest des Abends lese ich noch und höre Musik.
Irgendwann
fallen mir vor Müdigkeit die Augen zu und ich schlafe ein.
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