Es ist der letzte Freitag bevor die Schule wieder losgeht.
Noch 17 Tage bis Halloween und Mario macht sich jetzt schon Gedanken über eine
Party. ,, Wir gehen heute Abend erstmal tanzen klar?“ ,, Du willst wirklich
hingehen? Ich bin stolz auf dich meine Kleine, ich hätte nicht gedacht, dass du
das so locker wegsteckst vom letzten Mal.“ ,, Naja, manchmal muss man Sachen
vergessen oder? Das ist doch dein Spruch oder nicht?“ Er nickt und grinst. ,,
Meinst du, dass du mit Castiel tanzen wirst?“ ,,Nein, ganz bestimmt nicht. Du
weist wie meine Einstellung zurzeit ist ja?“ Es ist noch früh am Morgen und ich
verziehe mich erstmal ins Bad um mich mal wieder stundenlang in die Badewanne
zu legen. Man merkt mit jedem Tag mehr, dass es bald Herbst wird. Ich frage
mich, wie es Ken wohl ergeht. Er hat uns keine Adresse da gelassen, dass wir mit
ihm schreiben oder gar telefonieren könnten. Sein Handy wird ihm dort direkt
abgenommen, kein Kontakt zur Außenwelt. ,, Du solltest endlich mal aus der
Wanne raus, du verschrumpelst ja noch.“ Ich werde langsam wach und sehe Mario
im Türrahmen stehen. ,, Ich bin wohl eingeschlafen. Wie bitte? Ich war vier
Stunden in der Badewanne??Warum hast du mich nicht früher geweckt?“ ,, Naja, du
bist ja nicht ertrunken von daher. Übringens, der Postbote war da, du hast ein
Paket bekommen.“ Langsam steige ich aus der Badewanne, ich bin total müde,
obwohl ich anscheinend vier Stunden geschlafen habe und wickele mich in ein
großes Handtuch ein. Im Wohnzimmer steht ein mittelgroßes Paket. Es ist kein
Absender zu finden, neugierig öffne ich es. Darin sind ganz viele
Kekspackungen, ich wische eine kleine Träne weg. Das Paket ist von Ken.
Liebe Sasa,
das Training hier ist
total hart. Ich weis noch nicht ob ich das Überleben werde. Mein Vater ist
schlimmer als hundert Amber´s zusammen. Aber ich werde versuchen es durchzustehen,
weil wenn ich alle Prüfungen bestehe, darf ich wieder zu euch zurück. Ich
werde dir jede Woche ein Paket schicken,da mein Vater mich an verschiedenen
Militärstützpunkten trainiert, bekommst du von überall Kekse, damit du weist,
dass ich noch lebe. Sag allen einen lieben Gruß! Ich vermisse euch ganz
schrecklich.
Dein Ken
Mein armer Ken, sowas hat er echt nicht verdient. ,, Der
Kleine hat dich echt gern. Schau mal, die Kekse sind aus Italien. Solche gibt’s
bei uns gar nicht.“ Mario und ich inspizieren das Paket, ein Traum von Keksen.
Dafür könnte man Ken fast lieben. Selbst wenn er tausende von Kilometern
entfernt ist, denkt er an einen und schickt Kekse. ,, Ich bin mal gespannt, von
wo er dir nächste Woche was schickt.“ ,,Mario, du nutzt Ken´s Situation ja fast
aus. Genieße die Kekse wenigstens. Der Arme muss dafür total leiden.“ Mario
tappt mit einer Packung Kekse auf den Balkon. ,, Die Kekse stehen dir besser
als die blöden Zigaretten.“ Mir ist es schon seit Wochen aufgefallen, dass
Mario viel mehr raucht als früher. Da war er Gelegenheitsraucher, jetzt raucht
er viel mehr. ,, Ich rauche so viel wie mir es passt klar?“ Was war nur mit ihm
los? Sobald man ihn auf die Zigaretten anspricht, reagiert er total zickig. ,,
Sag mal, stimmt irgendwas nicht?“ ,, Es ist alles prima klar?“ ,, Mario…ich
kenne dich nun lang genug, rede mit mir.“ Er seufzt und sieht mich traurig an.
,, Meine Mutter hat vorhin angerufen. Nach der Kartensperraktion, hatten sie
gedacht, dass ich wieder kommen würde. Aber ich bin ja noch hier, wie du
siehst. Sie zwingen mich jetzt wiederzu kommen, dabei sind sie doch eh 2/3 des
Jahres irgendwo in Urlaub.“ Mario´s Eltern, sind sehr reich und so gut wie
immer in Urlaub oder auf Geschäftsreise. Er war von früher Kindheit an alleine
und wurde von der Nanny großgezogen. ,, Aber du wirst es nicht machen richtig?“
,, Genau, aber ich denke, dass ich trotzdem bald mal hinfahren muss. Aber mit
der Schule wird das dann schwierig. Ich werde am Montag mal mit Madame Dupont reden müssen.“ Immerhin erklärt dies seine Zigarettensucht in den letzten
Stunden. Er hat Angst, dass er hier wieder weg muss. Ich merke ja, dass es ihm
hier gefällt und er bei mir bleiben will. Da wir beide Einzelkinder sind, waren
wir seit dem Kindergarten so etwas wie Geschwister und solche sollte man nicht
trennen. Wir stehen noch ziemlich lange zusammen auf dem Balkon, bis die Sonne
langsam untergeht. ,, Mario? Ich glaube, wir sollten uns langsam mal fertig
machen. Sonst kommen wir noch zu spät.“ Er grinst mich an. ,, Dann machen wir
das mal Kleines, heute wird gefeiert.“ Er nimmt mich in den Arm und knuddelt
mich ganz doll. Wir wissen beide, dass wir nicht mehr lange zusammen sein
können. Aber keiner traut es sich auszusprechen.
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