,, Was ist das?“ ,, Es scheint mir ein Fort zu sein.“ Die
beiden Mädchen stehen mit ihren Fahrrädern auf der anderen Seite des Forts. Es
ist durch eine Brücke und einen Graben geschützt. Unter der Brücke fließt ein
kleiner Bach, nicht groß, aber doch schwer zu überwinden. ,, Wer das wohl
gebaut hat?“ ,, Gute Frage Evelyn. Sollen wir mal rüber gehen?“ Ganz langsam
laufen sie über die Brücke, sogar ein Geländer wurde an ihr befestigt. Jemand
muss sich damit sehr viel Mühe gegeben haben. Um das Tor des Forts herum sind
große Dornenbüsche, die man nicht durchqueren könnte ohne eine Heckenschere.
Ganz langsam und leise versuchen sie eine der großen Türen zu öffnen. Es
quietscht schrecklich laut, als sie hineinkommen, sehen sie ein zerstörtes
Fort. Tische und Stühle sind zerstört oder in viele verschiedene Richtungen
verteilt. Sogar kleine Häuser gibt es hinter den großen hölzernen Mauern. ,,
Evelyn? Denkst du das gleiche wie ich?“ ,, Ich denke ja, Sabrina.“
Am nächsten Tag treffen die beiden Freundinnen sich wieder
am Fort, diesmal mit ganz viel Werkzeug. Der Plan ist sehr simpel, sie wollen
das Fort wieder in Schuss bringen. Viele Tage arbeiten sie daran, die Stühle,
Tische und Häuser zu erneuern. Sogar das Tor quietscht nicht mehr, in einem der
Häuser finden sie ein Tagebuch. Neugierig schauen sie hinein. Der letzte
Eintrag ist sehr verwirrend.
Wieder ein kalter nebliger Tag. Der fünfzehnte in Folge. Keine Hoffnung
in Sicht. Bald werden sie kommen und uns holen. Ohne Wärme und Sonne können wir
nicht überleben und werden gefressen. Wir warten auf die Rückkehr unseres
Königs und dessen Flotte mit Hilfe aus den entfernten Ländern. Seit drei
Monaten sind sie nun schon fort.
Hilfe, sie kommen, unser König kommt zu spät. Ich schreibe dies hier
auf um ihm mitzuteilen, dass wir gewartet haben aber doch zu schwach waren zu
überleben.
,, Was hat das zu bedeuten?“ ,, Was geht hier nur vor? Das
kann doch nicht echt sein Evelyn.“
,, Das hört sich an, wie aus einem Film.“ Sie machen sich
darüber nicht weiter Gedanken und richten das Fort weiter her. Ein paar Tage
später stehen sie am großen Fluss am Ende des Forts. ,, Heute ist es ganz schön
neblig oder? Wir sollten heute wirklich früher gehen.“ Der Nebel umklammert
ihre Beine und entzieht ihnen ihre Wärme. ,, Irgendetwas stimmt mit diesem Fort
nicht.“ ,, Ob doch etwas an diesem Eintrag dran ist?“ ,, Mach dich nicht
lächerlich Sabrina, was soll das denn bitte sein?“ Doch sie können ihre
Unterhaltung nicht weiterführen. Durch den Nebel hören sie ein schreckliches
Geheule wie von Wölfen.
,, Verdammt, was war das?“ Schnell rennen sie zu einem der
Häuser um hineinzugehen. Doch im Nebel erkennen sie nun langsam Schatten von
seltsamen Wesen. ,, Fressen, Hunger…“ ,,Psst, Sabrina? Das da ist nicht
menschlich. Was sollen wir machen?“ Aber sie kommen nicht dazu, sich einen Plan
auszudenken. Die seltsamen Wesen haben sie entdeckt. ,, Fressen. So frisch.“
Diese Wesen sind halb menschlich, halb Wolf. Wie eine Art Werwolf, aber viel
kleiner. ,, Wir schmecken aber nicht.“ ,, Das ist egal, wir haben zu lange
nichts mehr gehabt.“
,, Wie lange denn?“ ,, Evelyn, wen interessiert das denn bitte?“ Evelyn schaut Sabrina eindringlich an, sie versteht und nickt. ,, Zu
lange. Viel zu lange. Freessseeen.“ ,, Nein, wartet mal. Wir haben da was
gelesen. Wen oder was habt ihr zuletzt gefressen?“ ,, Elfen.“ Jetzt schauen sie
sich total schockiert an. In was für einem verrückten Fort stecken sie da? ,,
So Wesen gibt es nicht. Ihr seit nicht Realen. Wir träumen nur.“ Einer der
Wölfe schnappt nach Evelyn, sie schreit vor Schmerzen auf. ,, Na, ist es immer
noch ein Traum?“ Sabrina zieht Evelyn näher an sich, umschlungen und mit dem
Rücken zur Wand sitzen sie nun umzingelt im nebligen Fort. Keine Hilfe in
Sicht. Wie schon einmal im Tagebuch geschrieben. Ist dies das Ende einer
Freundschaft?
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