Als ich aufwache fühle ich mich topfit. Also mache ich mich
gleich mal daran, meine Koffer auszupacken. Denn gestern Abend redeten Tante
Marie und ich noch lange über unsere Familie und alles andere. Ich hätte nicht
gedacht, dass ich mich mit einer Tante so gut verstehen könnte. Da erst halb
neun ist und Tante Marie an Wochenenden nie vor halb zehn aufsteht, erkunde ich
erstmal mein Apartement. Der Kleiderschrank kann auch noch warten. Das
Schlafzimmer ist ein schöner heller großer Raum mit einem niedlichen Balkon.
Angrenzend an das Schlafzimmer, das großzügige Bad. Darin gibt es alles, was das
Herz begehrt, eine riesen Badewanne, eine Regenwaldusche und eine Sauna. Für
was hat man im Bad eine Sauna? Irgendwie typisch Tantchen, sie hat alles, was
Luxus entspricht, obwohl man es an solchen Stellen nicht bräuchte. Ich sollte sie bei
Gelegenheit mal fragen, was ihr Beruf ist. Bad und Schlafzimmer grenzen beide
an das riesige Wohnzimmer, dass mit der offenen Küche verbunden ist. Natürlich sind
diese beiden Räume auch total modern und luxuriös ausgestattet. Sowas kenne ich
von daheim nicht, aber es war ganz schön, vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig,
aber bei ihr sollte es mir wohl sehr gut gehen und an nichts fehlen. Ob das der
Grund war, warum meine Eltern mich gerade zu ihr geschickt haben? Das alles
vorhanden war und ich mich komplett auf meine Zukunft konzentrieren konnte? Vom
Wohnzimmer aus, kommt man auf einen weiteren schönen großen Balkon, der mit
einer Wendeltreppe zu Tantchens Stockwerk und dem Garten verbunden ist. Der
Garten ist im Gegensatz zum Rest des Hauses, überschaubar, aber es war
natürlich Platz für einen Pool. Der Sommer sollte wohl noch richtig schön
werden. Unten geht die Terrassentür auf, Tantchen kommt heraus und streckt sich
genüsslich. ,, Guten Morgen Tante Marie.“ ,, Oh, guten Morgen Kindchen, bist du
so früh schon wach? Na da machen wir dann wohl mal das Frühstück.“ Ich ziehe
mir schnell Hotpants und eines meiner Bandshirts drüber und renne die Treppe in
den Garten runter. Es ist erst halb zehn, aber wir haben schon 25 Grad, ein
richtiger Sommer.
,, Könntest du Brötchen und Croissants holen?“ ,, Kann ich
machen, bei dem Laden, an dem wir gestern vorbeikamen?“ ;; Ja genau da, dort
gibt es die besten Croissants von ganz Paris. Wenn du möchtest kannst du noch
etwas Aufschnitt im Käse- und Wurstladen holen.“
Ich mache mich mit einer großen Tasche und 30€ auf den Weg
zum Marktplatz.Auf dem Weg dorthin sehe sie ganz viele Menschen in den Gärten
sitzen und frühstücken. An der Bäckerei angekommen, sehe ich einen
faszinierenden Jungen. Er hat wie ich feuerrote Haare, die Kinnlang sind,
seine Klamotten sind komplett in Schwarz und Rot gehalten. Aber das
Auffälligste, ist sein Gesichtsausdruck, er scheint total schlechte Laune zu
haben. Leider bin ich schon etwas spät dran, also kann ich ihn nicht weiter
beobachten. Nach 20 Minuten langen Einkaufens in allen drei Läden, kann ich
endlich wieder in die warme Sonne treten. Sie blendet, woraufhin ich auf gut
Glück loslaufe, dass so was schiefgehen würde, hätte ich mir ja denken können.
Ich spüre nur, wie ich an jemanden knalle und dann auf dem Boden sitze.
,, Mensch, pass doch auf wo du hinläufst.“ ,,
E-e-entschuldigung, ich war nur so von der Sonne geblendet, ich hatte nichts
gesehen.“ Langsam kann ich wieder etwas erkennen und wen habe ich umgerannt?
Natürlich den geheimnisvollen Rotschopf.
,, Kauf dir ne Sonnenbrille.“ Na besonders nett ist der ja
nicht gerade. ,, Willst du da ewig sitzen bleiben?“ Ich sehe ihn leicht
verdutzt an, alle schauen auch schon zu uns. Nachdem ich mich immer noch nicht
rühre, zieht er mich am Arm mit einer totalen Leichtigkeit hoch. ,, Du bist
aber ganz schön stark.“ Man bin ich blöd, was rede ich denn da. Er lacht,
verdammt sieht er da süß aus. ,, Du bist ja nur ein Fliegengewicht, kein
Wunder, dass du sofort auf dem Boden gelandet bist.“ Ich werde rot, auf dem
Boden liegen meine ganzen schönen gekauften Sachen, bloß leider nicht mehr in
der Tasche. Ich hebe die Tasche auf und fange an die Sachen wieder hineinzutun.
Als ich fertig bin, schaue ich ihn noch mal an. ,, Vielleicht sollte ich mich
mal richtig vorstellen. Ich bin Sasa und neu hier.“ ,, Interessiert mich zwar
nicht, aber ich bin Castiel. Ich bin dann auch mal weg. Tschüss.“ Man was für
ein netter Junge, der hat bestimmt keinen Clown gefrühstückt. Aber der Name ist
toll, Castiel.
Daheim angekommen, ist Tantchen leicht grantig. ,, Wo warst
du denn so lange? Ich hab einen riesen Hunger.“ ,, Entschuldige, ich hatte einen
kleinen Zusammenstoß mit einem Jungen.“ ,, Oh, wie schön. Dann hast du ja
gleich jemanden kennengelernt. Übrigens, am Montag geht die Schule hier los.
Die Anmeldung habe ich schon übernommen, ich bin ja jetzt auch dein Vormund,
vorerst. Die Schule heißt Sweet Amoris, mit der Bahn brauchst du ca. 10 Minuten
hin.“ ,, Danke, dass ist lieb von dir. Schulkleidung gibt es ja nicht, oder?“
,, Nein nein, aber wir gehen nachher ein bisschen shoppen, damit du ganz schick
bist. Die Mädchen hier können sehr gemein sein, wenn man nicht herausgeputzt
ist.“
Diesmal fahren wir mit der Bahn in die Stadt, so sehe ich
auch gleich, an welcher Haltestelle ich für die Schule raus muss. Die Stadt ist
wirklich wunderschön, sogar richtig viele Bäume gibt es hier und an jeder Ecke
ein Cafe. Vielleicht könnte ich hier wirklich bleiben. ,, So meine Kleine,hier
gehen wir rein.“ Das war nur der Anfang unserer Shopping-Tour. Man sieht am
Shopping-Verhalten wirklich, dass wir miteinander verwandt sind. Wir waren 4 ½ Stunden shoppen, als wir allmählich merken,
dass wir einen riesen Hunger haben.
Wir laufen gerade in ein sehr schick aussehendes Restaurant,
als aus genau diesem diese blonde Zicke herauskommt. Wir sehen uns an und dann
geht sie weg. Also entweder hat sie mich
nicht erkannt, oder sie ignoriert mich.
,, Was stehst du den da noch so rum, so hübsch war die jetzt
auch nicht.“ ,,Mhm?“ ,, Du schaust diesem Mädchen hinterher, als hättest du
noch keine Schönere gesehen.“ ,, Nein nein Tantchen, ich habe sie im Flugzeug
getroffen und das ging nicht so gut aus. Aber ich glaube, sie hat mich nicht
wieder erkannt, dass ist ganz gut so.“ ,, Komm jetzt rein ich habe Hunger, zack
zack.“ Irgendwann um halb 10 sind wir dann daheim. Mit den tollen neuen
Klamotten in der Hand mache ich mich auf den Weg in die Waschküche, da ich
davon sofort montags etwas tragen will. In der Zeit, wo die Sachen in der
Waschmaschine sind, räume ich nun endlich meinen Kleiderschrank ein. Sortiert
wird er nach alten und neuen Sachen. Also nach Berlin und Paris. Wahrscheinlich
würden die Berlin-Sachen sowieso bald rausfliegen, da sie nicht wirklich die
Eleganz von parisischer Kleidung hatten. Was wirklich schade ist, aber wenn die
Mädchen hier wirklich so schlimm sind, dann sollte ich nichts riskieren.
Im Endeffekt, war ich bis um halb zwei wach. Dementsprechend
lang schlief ich am nächsten Tag auch. Irgendwann um die Mittagszeit schaffe
ich es aus meinem Zimmer.
,, Kleines, leg dich zu mir an den Pool, dann wirst du noch
schön braun.“ Gesagt getan, so liegen wir wirklich bis abends dort. Dann kochen
wir zusammen Spaghetti Bolognese, die Klamotten sind auch alle trocken. So kann
ich früh ins Bett und mich für meinen ersten Schultag an der Sweet Amoris
Schule ausschlafen.
Kommentar veröffentlichen